Text und Musik: Manfred Porsch

Ich hatte nie viel zu reden.
Wenn ich was sag, dann krieg ich gleich eine drauf,
und in meinem Leben ging schon viel zu viel daneben, 
und immer zahl ich drauf.

Doch etwas will ich hier sagen, 
ein paar Dinge, die mich lange schon quäl‘n,
und das sind weder Fragen, noch will ich mich beklagen, 
ich will ganz einfach erzähl‘n.

Ich hab zwar nicht studiert oder so 
und weiß auch nicht, was große Köpfe dazu sagen, 
wenn sie über uns dozieren, so gescheit rumdiskutieren, 
als ob sie uns so gut versteh‘n.

Aber eines können sie nicht: Unsre Lage verändern, 
oder uns aus dem Dreck herauszieh‘n. 
Nicht einmal Verständnis für unsereins ringen sie den „guten Bürgern“ ab.
Uns versteht eben nur, wer mit uns hier drinnen lebt.

Was soll noch aus mir werden? 
Für die Gesellschaft existier ich nicht mehr. 
Für die bin ich ausgestoßen, gehör ich mindestens erschossen, 
schlimm genug, dass ich noch leb. 

Für die bin ich ein Verbrecher, und Verbrecher müssen zahlen, 
die soll‘n möglichst lange büßen unter aller ärgsten Qualen, – 
und allzu leicht wird Recht mit Rache einfach gleich gemacht.

Aber es ist bequemer, einfach zu verdammen,
statt zu fragen, wie’s dazu gekommen, 
oder nachzudenken, wie man Unrecht endlich ausradiert.
Uns versteht eben nur, wer mit uns hier drinnen lebt.

Man fängt hier gern an zu träumen. 
Das Grün der Bäume geht dir wahnsinnig ab. 
Und schön langsam wird dir klar, du bist ganz nutzlos, für nichts da – 
keiner, der dich jemals braucht…

Man will uns zwar ändern und in die Gesellschaft zurück führ‘n, 
aber was soll ich dort, wenn die mich doch nicht wollen. 
Hier drinnen werd‘ ich wenigstens von meinesgleichen akzeptiert.

Ich bin doch ein Mensch und verdiene es nicht,
ausgestoßen dahin zu vegetieren.
In uns‘rer eigenen Gesellschaft da bin ich wer, da schiebt mich keiner ab.
Uns versteht eben nur, wer mit uns hier drinnen lebt.

Während meiner siebenjährigen Tätigkeit im Gefangenenhaus des Jugendgerichtshofes Wien (Rehabilitationsprojekte) erhielt ich immer wieder Briefe von jugendlichen Untersuchungshäftlingen. „Wer mit uns hier drinnen lebt“ ist eine Sammlung von großteils unveränderten Zitaten.

Das gesamte Album „… und dennoch!“ auf Spotify & Co.

Wer Mit Uns