Text und Musik: Manfred Porsch
                                                                                   LP, MC „…und dennoch!“

Da strömen sie in Scharen ein. Das Treffen wird sogleich beginnen. 
Jeder will der erste sein um sich den besten Sitzplatz zu verdienen. 
Schließlich geht’s heut um die Frage, ob vielleicht für ein paar Tage 
Einigkeit zu erzielen sei, und da ist man gern dabei.
 
Voran schreitet ein Monsignore aus der „Heilswort-Jüngerschaft“, 
dicht gefolgt von der Äbtissin der „Verklärten Schwesternschaft“. 
Ein Pastor der „Apostolen“, Kirchen aller Nationen,
„Kryptiker“, „Evangelist“ proben heut, was Einheit ist.
 
Ein wenig scheu noch, reserviert fast, grüßt man dort und nickt man da, 
mustert kritisch Uniformen, Kleider, Roben, Tunika…
Würdenträger, Klerikale, Trachten, wallende Talare
treffen sich zum Rendezvous, streben jetzt dem Eingang zu. 

Zur Einleitung die Referate sind gewählt und einwandfrei
und die Redner sind sich einig, dass wohl Einheit möglich sei. 
Doch dann besinnt man sich der Dogmen, verschiedner Interpretationen,
und erregter wird der Ton in der anschließenden Diskussion.
 
„Hat nicht Jesus…“ – „Hat er nicht!“  „Doch! So stehts auch in der Bibel!“ 
„Nur als Gleichnis sicherlich!“  „Nein, dazu war er zu sensibel!“…
Und man fängt an, zu zitieren, engagiert zu diskutieren.
Jeder bildet sich ja ein, Träger des einzig wahren Glaubens zu sein. 
 
Hinten in der letzten Reihe, unerkannt und sehr diskret,
sitzt verwundert und enttäuscht der, um den sich hier alles dreht.
War sein Wort nicht klar und deutlich? War sein Leben nicht ein Vorbild? 
Uneins sind sie bis ins Grab, für deren Einheit er sein Leben gab!

Das ökumenische Treffen