Text und Musik: Manfred Porsch

Melchior, mein kleiner Freund, komm wach auf, der Tag hat angefangen! 
Wenn du willst, erzähle mir,welche Träume dich heut Nacht umfangen. 
Aber sprechen kannst du nicht!
Vieles möcht‘ ich dich gern fragen. Doch du wirst mir niemals sagen, 
wie du denkst, was dich bewegt, was in deinem Kopf vorgeht!
 
Melchior, mein kleiner Freund, gehen wir zusammen in den Garten, 
wo auf dich seit langem schon Vögel, Blumen, Schmetterlinge warten – 
die du niemals sehen kannst.
Vieles möcht‘ ich dir gern zeigen: Zweige, die im Wind sich neigen, 
wie im Gruß herüberspäh‘n … – all das wirst du niemals sehn.
 
Melchior, mein kleiner Freund, lass mich dir ein kleines Liedchen singen! 
Mit den schönsten Melodien möchte ich dir gern ein Ständchen bringen. 
Doch wer weiß, ob du mich hörst?
Vieles könnt ich dir erzählen, aber welche Sprache wählen 
ihre Worte in der Art,  dass auch du hörst, was man sagt.
 
Melchior, mein kleiner Freund, nimm mein Lied als Dank für all dein Leiden. 
Weißt du, manchmal merke ich, dass auch du mir vielerlei kannst zeigen:
Alles, was du drinnen fühlst.
Denn du siehst mit anderen Augen und du lehrst mich daran glauben, 
dass, wer was zu sagen hat,keine Sprache nötig hat.

Melchior war ein kleiner Patient in der Schweizerischen Anstalt für Epileptiker, der blind, taubstumm und gehbehindert war. Ich lernte ihn während meines freiwilligen sozialen Jahres kennen und trotz der scheinbaren Barrieren entstand eine Beziehung, die mir heute noch hilft, an der Überwindung meiner eigenen Barrieren zu arbeiten.
„Melchior“ ist inzwischen auf mehreren Tonträgern im Ausland erschienen.
Beim Genfest 1978 im römischen Sportpalast wurde das Lied als österreichischer Beitrag vor 30.000 Menschen vorgetragen.

YouTube-Video

Melchior C Melchior CH