Text und Musik: Manfred Porsch

Würdest du heute leben, wärst ein Kind unsrer Zeit,
würdest du heut noch so leben, wie zu deiner Zeit? 
Vieles ist ja anders geworden, 
die Menschen ändern sich geschwind.
Ich glaube, dass da heute die Probleme 
ganz anders gelagert sind.

Zum Beispiel ist´s heut nicht mehr gar so arg, 
hat man ein Kind und keinen Mann,
höchstens verwunderlich, da man doch Kinder
längst ohne Probleme verhindern kann.

Doch wovon wollt ihr leben, woher kriegst du das Geld, 
eine Arbeit und Wohnung, wenn es euch an allem fehlt? 

„Wo ist ihre Einreisebewilligung?“
„Das Formular hier füll‘n Sie aus!“
„Für Ausländer gibt´s bei uns keine Arbeit mehr,
darum zieh‘n Sie recht bald wieder aus!“

Für fromme Reden ist kein Platz mehr heut‘, 
man hört sie nicht im Lärm der Zeit. 
Und Ideale zählen längst nicht mehr, 
sie stören unsere Bequemlichkeit.

Doch dein Sohn ist ein Träumer, ordnet sich nicht richtig ein, 
spricht von Umkehr und von Aufbruch, und das kann gefährlich sein:

In manchen Ländern gibt´s da Kliniken, 
in ander’n lebenslange Haft.
und oft noch wird man dafür heute 
so wie damals mit dem Tod bestraft. 

Heute müsstest du vor eine Kommission, 
die deinen Glauben überprüft 
und die politische Gesinnungsart, 
ob sie nicht gar zu bedenklich ist. 

Und du stehst in der Zeitung, 
wirst vom Fernseh‘n interviewt,
denn Geschichten wie die über deinen Sohn 
sind für Stories immer gut.

Ja, würdest du heute leben, so anders würd es gar nicht sein.
Es würde genauso mit Leiden und mit Schmerzen verbunden sein.

Würdest du heute leben, wärst ein Kind unsrer Zeit:
Im Grunde wär es gar nicht anders heut‘, 
als zu deiner Zeit.

 

Würdest Du Heute Leben